Broderie par terre
1994 | Landart / Installation
Rasenfläche im Garten eines Gebäudes, Gartenschlauch, Gartenschlaucharmaturen, Wasseranschluss, Wasser
20 x 550 x 550 cm (je nach Größe des Gartenstücks erweiterbar)
Installation Broderie par terre Die Idee zu dieser Arbeit entstand über die Beschäftigung mit Landschaftsarchitektur, mit den sich darin spiegelnden Herrschaftsformen und mit dem Dasein von Hofdamen. Der Begriff Broderieparterre (frz.: ‚broderie‘ = ‚Stickerei‘ und ‚par terre‘ = ‚am Boden‘) stammt aus dem Bereich der Gartenarchitektur. Das Broderieparterre stellt ein typisches Element der französischen Gartenkunst des Barocks dar – also der Zeit des Absolutismus. Die ‚Stickerei am Boden‘ zeichnet sich durch symmetrische Durchstrukturierung der Beete und exakt zugeschnittene Buchsbaumhecken aus.
Die Pflanzen und Kieselsteine ergeben stickereiähnliche Muster. Diese kann nur der Herrscher – aus den oberen Prunkräumen seines Palastes – in ihrer Gesamtheit erkennen. Untertanen bzw. Spaziergängerinnen und Spaziergängern im Garten wird hingegen weniger Teilhabe zugestanden: Sie sehen aus der Nähe nur einzelne Teile vom Reich/Garten. Während der Herr die Welt/den Garten beherrscht/‚bestickt‘* (in Form einer Bezwingung der Natur), sitzt die Dame zumeist im Zimmer. Vielleicht stickt sie. Vielleicht bestickt sie ein kleines Taschentuch mit einem Kreuzstichmuster?
Das von mir gewählte, einfache (und daher leicht als solches erkennbare) Stickmuster der – in meiner Arbeit wörtlich genommenen – ‚Broderie par terre‘ entstammt einer Anleitung für Anfängerinnen im Sticken. Statt eines Fadens ist jedoch – passend zum Gartenthema – ein roter Gartenschlauch verwendet worden. Er ist kreuzweise durch den Rasen geführt, an einen Wasserhahn angeschlossen worden und kann durch alle Kreuze hindurch bis zur Spritzdüse am Ende des Schlauches Wasser leiten. Ich möchte mit Broderie par terre einer typisch weiblichen Tätigkeit und damit der Weiblichkeit allgemein einen prominenten Platz einräumen.
*(Selbstverständlich lässt er tatsächlich besticken und bestickt nicht selbst.)
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Nass werden beim Sticken /aus Versehen /statt sich zu stechen.
Werkgruppe Frauenzimmer
Das Thema der Werkgruppe fällt im weitesten Sinne unter die Begriffe ‚Damenleben‘, ‚Frausein‘ und ‚Weiblichkeit‘ in Verbindung mit femininen Arbeitswelten, Wohnen und Gartenarchitektur. Dabei halte ich mich gedanklich sowohl in der Gegenwart als auch in der Geschichte auf.