Diana zwischen den Welten
2022 | Installation im Rahmen der Rumpenheimer Kunsttage
Dreiviertelzoll- und Flach-Gartenschläuche, Schlauchanschlüsse und -verbindungen, Spritzdüse, zum Schlossparkensemble gehörende Replik (Steinguss) der „Diana von Versailles“ mit Sockel
gesamt ca. 300 x 200 x 400 cm
Installation Diana zwischen den Welten Ich wurde zu den ‚Rumpenheimer Kunsttagen‘ eingeladen, um die zum Rumpenheimer Schlosspark gehörende Dianastatue eine Installation werden zu lassen. Dazu wurde sie von mir mit einem Netz umhüllt. Metaphorisch gesehen ist das Netz für Diana zwischen den Welten (so mein Titel) aus gesellschaftlichen und künstlerischen Normen gewebt, tatsächlich aber aus Gartenschläuchen. Offen bleibt dabei, ob die Göttin noch in dem Netz gefangen ist, sich just daraus befreit oder es als Jagdhilfe mit sich führt. Es ergibt sich eine ‚Bivalenz‘ zwischen dem Mit-einem-Netz-gefangen-Werden und dem Mit-einem-Netz-Fangen.
Um die Diana-Dialektik zu erläutern, möchte ich hier etwas ausholen. Die mythologische Figur Diana wurde im alten Rom als Heilige der Jagd sowie als Hüterin der Frauen verehrt. Sie gilt als die römische Adaption von Artemis, der altgriechischen Jagdgöttin. Die Göttin widersprach dem damaligen (und heutigen) Lebensentwurf für Frauen, indem sie sich weigerte, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Statt Ehefrau, Hausfrau und Mutter wurde sie Jägerin. (So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie im Mittelalter zur heidnischen Göttin der Hexen wurde.) Sie jagte sowohl mit Pfeil und Bogen als auch mit Speer und Netz. Ihr Charakter wird als unbezähmbar, wild und frei beschrieben. Der Rumpenheimer Abguss der ‚Diana von Versailles‘ zeigt sie androgyn, mit femininem Busen, aber athletischem, muskulösem Körper, einem Körper zwischen zwei Welten. Die Göttin umgibt sich der Sage nach hauptsächlich mit Frauen. Ihr Attribut, ihr männlicher Gefährte hingegen ist der Hirsch, der ihr als geweihtes Tier zur Seite steht. Mit ihm wird sie oft – so auch in Rumpenheim – dargestellt, manchmal auf ihm reitend. Der Hirsch steht symbolisch für die männliche Sexualität, für die maskuline Potenz. Auch hier erweist sich Diana somit als janusköpfig.
Wird mein hinzugefügtes Netz als Schleier aufgefasst, kommt die Metaphorik von Dunkelheit, Vorbewusstem, Nichtaufgeklärtem bzw. Unwissenheit hinzu. Der (Braut-)Schleier bedeutet auch Unterwerfung und Gehorsam, die Aufhebung des Schleiers den Verlust der Jungfräulichkeit.
So kann Diana als Figur aufgefasst werden, die symbolisch zwischen entgegengesetzten Polen oszilliert: dem Männlichen und dem Weiblichen, dem Traditionellen und dem Modernen. Die Pole ziehen sich an und stoßen sich zugleich ab. Dies gilt nicht nur für den mythologischen Charakter der Göttin, sondern auch für die künstlerische Installation selbst, denn die Formensprache der antiken Skulptur wird durch das Netz aus Gartenschläuchen mit zeitgenössischer Kunstauffassung vereint.
Die Schläuche (mit Armaturen) stellen einen Bezug zur Gartenkunst her. Das Standbild gehört zum Ensemble der landschaftsarchitektonischen Sehenswürdigkeiten im barocken Schlosspark Rumpenheim in Offenbach / Mainz. Für mich ist der gedanklich naheliegendste Webfaden für ein Netz – in Bezug auf Garten – der Schlauch. Zugleich stelle ich durch die Verwendung von trivialen, industriell hergestellten Materialien aus der Jetztzeit für die Installation im Zusammenhang mit der Statue eine Verbindung zwischen dem Heute und der Antike her: Diana zwischen den Welten.
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Bildinfo
Diana zwischen den Welten (Details)
2022 | Installation im Rahmen der Rumpenheimer Kunsttage
Dreiviertelzoll- und Flach-Gartenschläuche, Schlauchanschlüsse und -verbindungen, Spritzdüse, zum Schlossparkensemble gehörende Replik (Steinguss) der „Diana von Versailles“ mit Sockel
gesamt ca. 300 x 200 x 400 cm
Diana zwischen den Welten
2022 | Installation im Rahmen der Rumpenheimer Kunsttage
Dreiviertelzoll- und Flach-Gartenschläuche, Schlauchanschlüsse und -verbindungen, Spritzdüse, zum Schlossparkensemble gehörende Replik (Steinguss) der „Diana von Versailles“ mit Sockel
gesamt ca. 300 x 200 x 400 cm
Bildinfo
Diana zwischen den Welten (Details)
2022 | Installation im Rahmen der Rumpenheimer Kunsttage
Dreiviertelzoll- und Flach-Gartenschläuche, Schlauchanschlüsse und -verbindungen, Spritzdüse, zum Schlossparkensemble gehörende Replik (Steinguss) der „Diana von Versailles“ mit Sockel
gesamt ca. 300 x 200 x 400 cm
Werkgruppe Frauenzimmer
Das Thema der Werkgruppe fällt im weitesten Sinne unter die Begriffe ‚Damenleben‘, ‚Frausein‘ und ‚Weiblichkeit‘ in Verbindung mit femininen Arbeitswelten, Wohnen und Gartenarchitektur. Dabei halte ich mich gedanklich sowohl in der Gegenwart als auch in der Geschichte auf.